Mediencommuniqué
Plattform Katharina von Zimmern 2024
8. Dezember 2024 – Zum 500. Jahrestag der Übergabe des Fraumünsters an die Stadt Zürich
Vor 500 Jahren übergab Äbtissin Katharina von Zimmern das Fraumünster samt allen Privilegien und Rechtstiteln, Pfandschaften, alten Hoheits- und Besitzrechten der Abtei an den Rat der Stadt Zürich. Sie gab der Reformation damit einen entscheidenden Schub. Die Reformation ohne Bürgerkrieg wurde möglich. Im Jubiläumsjahr 2024 wurde das Leben und die Tat von Katharina von Zimmern gewürdigt; die Geschichte der Stadt wurde aus einer neuen Perspektive erkundet.
Das Fraumünster und die Stadt Zürich begehen den 500. Jahrestag der Abteiübergabe am nächsten Sonntag, 8. Dezember, mit einer Kanzelrede von Stadtpräsidentin Corine Mauch und Frauenstimmen aus fünf Jahrhunderten.
Die wohlgeliebte Bürgerin
Würde es gelingen, das Interesse der Zürcherinnen und Zürcher nochmals zu wecken für die Reformation, zu der eine Frau einen folgenschweren Beitrag geleistet hat? Zu Beginn des Jubiläumsjahres 2024 wurde diese Frage oft gestellt. Die vielen Angebote, ein Hype? Bald zeigte sich, dass noch viel mehr möglich gewesen wäre. Die Veranstaltungen und Stadtrundgänge waren sofort ausgebucht und mussten vermehrt angeboten werden. Das Fraumünster war mehrmals bis auf den letzten Platz besetzt. Ja, es ist überraschend gut gelungen.
Die Geschichte der Frau, die Zürich zur Zeit der Reformation mitprägte, hat bewegt. Als die Äbtissin Katharina von Zimmern vor 500 Jahren die Abtei Fraumünster der Stadt übergab, leistete sie einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Reformation. Heute in den Räumen zu sitzen, in denen sie gelebt hat und darum rang, ob sie auf ihre Rechte, auf ihren Status und wohl auch auf ihren repräsentativen Einfluss verzichten solle, war berührend. Ein Stück aufregender Zürcher Geschichte, der eine Frau einen entscheidenden Schub gab, ist neu ins Bewusstsein gekommen.
Der Verein Katharina von Zimmern konnte das Stadtarchiv für eine Ausstellung gewinnen.
Im Haus des damaligen Bürgermeisters Diethelm Röist entstand eine Gegenüberstellung des bürgerlichen Ratsherrn und der hochadeligen Äbtissin. Er war es unter anderem, der sie nach der Übergabe als «wohlgeliebte Bürgerin» begrüsste und ihr den Schutz der Stadt versicherte.. Die Ausstellung schliesst am 20. Dezember mit einer Finissage.
Grosse Aufmerksamkeit erzeugte die Idee des eigens dafür gegründeten Vereins Katharinen-Turm, den zweiten Fraumünsterturm, der zu Katharina von Zimmerns Zeit noch stand, mit einer Installation in Erinnerung zu rufen und zu inszenieren. Dieser Plan schlug ein wie ein zündender Funke. Es meldeten sich verschiedene Organisationen und Institutionen mit Beiträgen zum Jubiläums-Programm. Die Kirchgemeinde Fraumünster gestaltete szenische Rundgänge durch Kreuzgang und Kirche mit einem Durchgang ins Stadthaus, dem Nachfolgebau der Abtei. Der Fraumünsterchor gab beim Komponisten Helge Burggrabe ein Oratorium in Auftrag, das zum Ereignis werden sollte und dem Jubiläum spirituelle Tiefe verlieh. An fünf Sonntagmorgen überliess der Fraumünsterpfarrer seine Kanzel einer prominenten Frau. Kanzelreden gehalten haben bisher Pfrn. Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS, Bundesrätin Karin Keller-Sutter, Fernsehmoderatorin Sabine Dahinden und Theater- und Filmschauspielerin Rachel Braunschweig. Am 8. Dezember wird Stadtpräsidentin Corine Mauch die Reihe abschliessen. Der Verein Frauenstadtrundgang und die Gesellschaft zu Fraumünster boten neue Stadtrundgänge an; viele Häuser aus dem 16. Jahrhundert stehen noch, so auch die beiden Häuser, in denen Katharina von Zimmern nach ihrer Rückkehr nach Zürich als Bürgerin wohnte. Ausstellungsorte wie Zunftstadt Zürich und das Landesmuseum luden zu eigenen Rundgängen ein.
Um der Beschäftigung mit Katharina von Zimmern und ihrer Zeit eine leicht zugängliche Grundlage zur Verfügung zu stellen, die auf den neusten historischen Erkenntnissen beruht, verfasste Irene Gysel die Biographie Katharina von Zimmern – Flüchtlingskind, Äbtissin, Bürgerin von Zürich.
Dass die Zusammenarbeit zwischen den anbietenden Gruppen, Vereinen und Institutionen so gut gelang, ist ein Verdienst der Stadt Zürich. Eine von ihr begleitete Arbeitsgruppe gestaltete die Webseite «Katharina2024», auf der alle Angebote aufgeführt sind.
Der Turm steht noch bis zum 10. Dezember. Sein Gerüst symbolisiert mit 29 senkrechten Stangen die 29 Frauen, die von 853 bis 1524 das Amt der Äbtissin bekleideten. Sie sind umwunden von grünen Bändern, auf denen die Namen von 500 Frauen stehen, die während der 500 Jahre seit Katharinas Tat in Zürich gewirkt haben.
Die Autorinnen und Veranstalterinnen haben Fragen gestellt, die langezeit niemand gestellt hatte und haben, zum Teil in den Archiven, Antworten gefunden. Vieles ist jedoch Geheimnis geblieben und wartet auf neue Recherchen oder glückliche Zufallsfunde. Vielen Zürcherinnen und Zürchern wurde neu bewusst, wie spannend die Zeit der Reformation gewesen ist. Es war eine Zeit voller Entdeckungen, Neuerungen und Umbrüchen. Diese wurden begleitet von Unsicherheiten und Bedrohungen, ja auch von Radikalisierung und Polarisierung. Die Menschen waren herausgefordert, Altes loszulassen und sich Neuem zu stellen. Fast wie heute. Auch Katharina von Zimmern hat dazu beigetragen, dass in Zürich eine Veränderung möglich war. Vor allem aber war es ihr Verdienst, dass sie vorerst friedlich verlief.
Auskünfte und Fragen: info@katharinavonzimmern.ch